In vorletzten Beitrag haben wir Dir ja bereits eine Sicht auf das Funktionelle Training geschildert.
Jetzt musst Du aber aufpassen:
Auch wir verstehen uns ja als Studio für Funktionelles Training. Aber eigentlich sind wir ein Studio für menschliche Bewegung!
Die alles steuernde Instanz
Die Fitnessindustrie hat mit dem Begriff "Functional Training" damals einen neuen Trend geschaffen und somit dafür gesorgt dass für die meisten Menschen Training auf instabilen Untergründen gleich als besser und effektiver sehen. Aber ein wackliger Untergrund ist nicht gut für Jeden!

Betrachten wir menschliche Bewegung, so wird uns schnell bewusst, dass es sich hierbei um ein Meisterwerk des Zusammenspiels handelt. Wie eine ultimativ komplexe Maschine müssen in unserem Körper eine Vielzahl an Zahnrädchen, Zugbändern, Leitungen und Kabel zusammenarbeiten um einfach nur einen Gegenstand aufzuheben.
Klar, DIE KISTE ist ein Teil der Sport- und Fitnessbranche, weshalb wir auch zuerst an die Funktionsweise der Skelettmuskulatur denken. Darüber hinaus ist das Thema, wie unser Körper funktionieren muss um gewisse Dinge zu leisten natürlich noch viel komplexer.
Behalten wir das für den Moment auch mal so bei und lassen die meisten Schauplätze wie Hormone, Stoffwechsel, etc. mal außen vor.
Da wir gerade so begeistert von der menschlichen Bewegung sind: Eine Bewegung muss bewusst erdacht und geplant werden. Hierfür ist es wichtig sich die alles steuernde Schaltzentrale, unser Zentrales Nervensystem anzuschauen.
Dies besteht aus dem Gehirn (Kortex), dem Hirnstamm, dem verlängerten Rückenmark und den peripheren Nerven.
Wenn ich eine bewusste Bewegung ausführen möchte, ist es unabdingbar, dass mein Gehirn genau über die Ausgangslage bescheid weiß. Das bedeutet, unser Gehirn muss vorher alle relevanten Informationen sammeln, um auf dieser Basis überhaupt einen Bewegungsplan zu entwerfen.
Die informationsliefernden Systeme lassen sich grob in das Propriozeptive, das Visuelle und das Vestibuläre System einordnen.

Das propriozeptive System liefert Informationen aus dem Körperinneren, wie zum Beispiel Druck, Zug, thermische Veränderungen, Bewegung in einem Gelenk etc.. Das Vestibuläre System liefert permanent Informationen darüber wo oben und wo unten ist und teilt mit in welche Richtung der Kopf rotiert oder sich beschleunigt. Das Visuelle System liefert die meisten Informationen und trägt maßgeblich dazu bei dass wir unseren Körper im Raum einordnen können.
Wir haben somit eine "innere Landkarte" unseres Körpers und der Umgebung, die es uns ermöglicht ein Bewegungsprogramm zu entwerfen. Meldet jetzt eines dieser Systeme schlecht oder falsch, ist die Entscheidungsgrundlage des Gehirns schlechter. Somit kann das Bewegungsprogramm anstatt eines Van Goghs manchmal nur dem Gekritzel eines Grundschülers ähneln: Entzückend aber nicht schön!
Nicht können heißt nicht nicht Wollen
Nehmen wir den Ausfallschritt als Beispiel: Viele Trainer behaupten, dass man ihn mit erhöhtem hinteren Fuß auf einem instabilen Untergrund machen müsse, damit es möglichst "funktionell" sei und Dir größere Trainingsreize liefere. Mit dem Wissen, dass eine Bewegung nur so gut klappt, wie die informationsliefernden Systeme vor und während dieser arbeiten, müsstest Du jetzt eigentlich sagen: Diese Übung ist nicht zwangsläufig die Richtige für Jeden!
Wenn man einfach nicht die Mitte halten kann, dauernd wackelt und die Position korrigieren muss, vielleicht sogar umfällt, könnte es sein, dass eines der oben angesprochenen Systeme falsche Informationen liefert, oder die eingehenden Informationen im Gehirn falsch interpretiert werden.
Ein sehr renommierter Dozent der Fortbildungsreihe, welche wir über mehrere Jahre besucht haben, hat mal gesagt: Niemand ist absichtlich scheiße in einer Bewegung! Der Trainierende möchte den Trainer nicht absichtlich ärgern!"
Und auch selbst wenn die Bewegung klappt, heißt es nicht automatisch, dass Du gute Trainingsreize sammelst! Denn unterbewusst kann dein Zentrales Nervensystem die eingehenden Reize auch als unsicher oder sogar gefährlich deuten. In diesem Fall wäre der Output also auch reduziert bzw. schlechter.
Sehr viel deutlicher wird dies in dem Video, welches wir vor einiger Zeit abgedreht haben. >>
Wie solltest Du also Trainieren?
Als Fazit muss man also sagen, dass jeder Mensch eine Übung individuell nach der Reaktion seines Systems auswählen sollte. Manchmal sind es nur keine Veränderungen, manchmal eine ganz andere Bewegung, die in Dein Training integriert werden sollte.
Probier es aus und erzähl uns davon!
Deine KISTE